Zustand des Heidesees: Ergebnisse, Maßnahmen und Erläuterungen

Hintergrund:

Das Gutachten des Büros für Gewässerökologie bezüglich des Heidesees liegt vor und wurde am 4. Juli im Ortschaftsrat diskutiert:

Ergebnisse und Maßnahmen

Nachstehend die Ergebnisse:

  • Die untere Wasserschicht ist sauerstofffrei, das Sediment ist schwarz gefärbt und Schwefelwasserstoff wurde nachgewiesen.
  • Im Sediment wurden krebserregende Verbindungen festgestellt, die aber im Wasser schwer löslich sind.
  • Es gab während der Untersuchungsphase einige Massenvermehrung von Algen, wobei einmal die Alarmstufe des Umweltbundesamtes einmal überschritten wurden. (Blaualgen produzieren gesundheitsgefährdende Stoffe)
  • Im Uferbereich konnte nur eine geringe Artenvielfalt festgestellt werden. Zudem gibt es kaum mit bloßem Auge sichtbare Wasserpflanzen (Makrophyten). Der ökologische Zustand des Sees ist insgesamt schlecht.
  • Während der Stagnationsphase (Sommer) muss im Tiefenwasser mit starker Sauerstoffzehrung gerechnet werden, dies bedingt eine hohe Nährstofffreisetzung aus dem Sediment.
  • Die Bildung kritischer Konzentrationen an Cyanobakterien (Blaualgen) ist weiterhin möglich.
  • Niedrige Sauerstoffkonzentrationen können in der Zukunft wieder zu Fischsterben führen

Beschlossene Maßnahmen:

  • Regelmäßige Abfischung in Absprache mit der Fischereibehörde (Biomanipulation)
  • Überwachungs- bzw. Messprogramm in Absprache mit dem Umweltamt
  • Absolutes Badeverbot

Nachstehend ein Link zu der Präsentation im Ortschaftsrat.

Erläuterungen zu Zustand des Heidesees

Wir haben recherchiert, welche grundsätzlichen Vorgänge in einem See zu ähnlichen Ergebnissen führen (Quellen: Wikipedia, Bundesumweltamt und einige andere Institute).

Wir haben dabei bewusst stark vereinfacht und nehmen Ungenauigkeiten in Kauf. Es geht uns darum, ein grobes Grundverständnis zu erreichen, welche typische Prozesse zu dem festgestellten Zustand führen, ohne den Anspruch zu haben, die spezifischen Abläufe im Heidesee beschreiben zu können und zu wollen. Die qualitative generelle Beschreibung kann die gezeigten Ergebnisse und die vorgeschlagenen Maßnahmen jedoch gut erklären und kann so zur Versachlichung der Diskussion beitragen.

Sauerstoffkreislauf in einem See im natürlichen Gleichgewicht

Im Sommer gibt es eine klare Schichtung im See. Kaltes, schweres Wasser sinkt auf den Seegrund. Darüber gibt es eine kleine Trennschicht mit einem schnellen Temperaturanstieg.

Oben befindet sich das leichte, durch die Sonne aufgewärmte Wasser. In der oberen Schicht wird durch Photosynthese Sauerstoff erzeugt. Zusätzlich nimmt der See etwas Sauerstoff aus der Atmosphäre auf.

In der unteren Schicht wird durch Zersetzung von herabfallendem biologischen Material Sauerstoff verbraucht, wobei Phosphat in stabilen Verbindungen gebunden wird.

Wenn jahreszeitlich die oberste Schicht so weit abkühlt, dass sie schwerer wird als die darunterliegende Schicht wird, sinkt sie ab: Der See beginnt zu zirkulieren.

So gelangt wieder sauerstoffreiches Wasser in die unteren Schichten des Sees und ersetzt so den verbrauchten Sauerstoff.

Sauerstoffkreislauf in einem See mit gestörtem Gleichgewicht

Wenn es in einem See ein Überangebot an Nährstoffen – insbesondere an Phosphat – gibt, kann es unter anderem zur Massenvermehrung von Algen kommen. Wenn der überhöhte Algen-Bestand abstirbt, gelangt das biologische Material auf den Grund des Sees. Bei der Zersetzung wird so viel Sauerstoff benötigt, dass der Sauerstoff in den unteren Schichten weitgehend verbraucht wird.

Das biologische Material auf dem Grunde des Sees wird jetzt zum großen Teil unter Sauerstoffausschluss zersetzt, wobei giftiger Schwefelwasserstoff gebildet wird. Auf dem Seegrund entsteht eine sogenannte Faulschlammschicht, die das freigesetzte Phosphat nicht mehr binden kann. Phosphat tritt aus und düngt so den See. Das Überangebot an Nährstoffen verfestigt sich.

Bleibt auch nach der Zirkulation des Sees die unterste Schicht weitgehend anaerob (ohne Sauerstoff) und die Düngeeigenschaft des Sediments geht nicht verloren, so bleibt das gestörte Gleichgewicht über längere Zeiträume stabil erhalten.

Wie funktioniert Biomanipulation?

Algen werden durch filtrierende Kleinkrebse, Wasserflöhe usw. abgeerntet. Die genannten Kleintiere dienen bestimmte Fischarten wie Karpfen als Nahrung. Diese wiederum werden von Raubfischen gejagt. Ein hoher Fischbestand von Fischen, die sich von den besagten Kleintieren ernähren, fördert somit indirekt das Algenwachstum. Ein hoher Raubfischbestand hingegen begrenzt es indirekt.

Wenn man jetzt bei der Abfischung alle Fische aus dem See entfernt und ausschließlich die Raubfische wiedereinsetzt, so manipuliert man die Fischbestände so, dass die Algenpopulation reduziert werden kann.