8 Neureuter „Euthanasie“-Opfer werden nicht vergessen!

Im Hermann-Meinzer-Park in Neureut wurde am 18.09.2025 eine Gedenktafel feierlich eingeweiht, die an die Neureuter Opfer der nationalsozialistischen Euthanasie erinnert. Zwischen 1939 und 1945 wurden mindestens 600 Karlsruher Psychiatriepatientinnen und -patienten sowie Menschen mit Behinderungen ermordet. Unter ihnen befanden sich auch 8 Opfer aus Neureut, deren Namen nun öffentlich genannt und gewürdigt werden.

Besonderen Anteil an der Gedenkfeier hatte der Neureuter Bürger Walter Müller. Er recherchierte das Schicksal seines früheren Nachbarn Louis Crocoll, der 1945 im Pflegeheim Geisingen verstarb. Seine beharrliche Suche nach Antworten und seine Anfragen u. a. bei der Vernichtungsanstalt Grafeneck legten den Grundstein für die jetzt sichtbare Erinnerung.
Die Stadt- und Ortsverwaltung sowie der Ortschaftsrat unterstützten aktiv die Aufstellung der Gedenktafel.  

Frau Dr. Maria Rave-Schwank, die frühere Direktorin der psychiatrischen Klinik des Städtischen Klinikums, hielt eine eindrucksvolle Festrede. In ihrer Funktion als Sprecherin der Regionalgruppe Karlsruhe der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie arbeitete sie unter anderem mit Herrn Müller und dem Stadtarchiv daran, den namenlosen, ermordeten Patienten aus Karlsruhe Namen, Würde und einen Platz in der Gemeinde wiederzugeben.

Sie erinnerte daran, dass die Morde zunächst mit der Ideologie eines „reinen Volkskörpers“ begründet waren und später die Patienten aber immer mehr nur als Kostenfaktor gesehen wurden, die als „Ballastexistenz“ keine Lebensberechtigung mehr hatten.

Sie mahnte, dass auch heute die Gefahr der Ausgrenzung in der Gesellschaft bestünde. Insbesondere wenn sie daran denke, wie hilflos auch sie teilweise mit Pennern, Wohnungslosen, Alkoholikern oder anderen „Störenfrieden“ umgegangen sei. Seit sie diesen „Auffälligen“ wenn möglich einen freundlichen Blick schenke bzw. ihm oder ihr einen guten Tag wünsche, habe sie gemerkt, wie wichtig es ist, dem anderen zu zeigen, dass er oder sie nicht ganz aus unserer Gesellschaft ausgeschlossen sei.

Die Würde des Menschen, so erinnert sie in ihrer Ansprache, ist unantastbar – ein Gebot, das im Grundgesetz fest verankert ist. Möge die neue Gedenktafel als Zeichen hierfür gepflegt, beachtet und somit das Gedenken lebendig bleiben.