Bügerverein

 

Neureut-Heide e.V.


Umwelt
und
Natur
Nur frisches Gras für die Schwäne am Heidesee

Die Hobby-Ornithologin Alexa von Heuduck beobachtet und studiert
das Neureuter Schwanenpaar wie niemand anders


BNN (Juni 2005) – „Jetzt nehmen die Kleinen ein Bad“, sagt Alexa von
Heuduck und freut sich überschwänglich. Denn im Wasser sind „die Kleinen“
schon eine ganze Weile. Jetzt jedoch tauchen sie wie auf ein geheimes
Kommando – ein ungewöhnliches Schauspiel. „Das schaffen sie noch nicht
lange“, erklärt die Begeisterte. Bis vor kurzem guckte beim Tauchen immer
noch das Schwänzchen in die Höh. Nun aber verschwinden die frisch
gelernten Taucher gänzlich unter der Wasseroberfläche. Keine Bange, die
Eltern haben die Sache völlig unter Kontrolle! „Die bringen ihren Kindern ja
auch das Tauchen bei“, lacht die Neureuterin. Eben, wie bei den Menschen.
Nur spricht Alexa von Heuduck nicht von plantschenden Kindern im
Schwimmbad, sondern von den fünf Jungschwänen im Heidesee bei der
Eislaufhalle in Neureut.

Niemand kennt das Schwanenpaar besser als die Hobby-Ornithologin.
„Zwischen dem 15. und 18. Mai sind die fünf Küken geschlüpft“, sagt sie.
Sieben Eier hatte die Schwanenmama im April in das Nest im hohen Schilf
gelegt – da fingen die Bagger gleich daneben gerade an, die Gleise für die
Nordstadtbahn zu verlegen. „Die sind Lärm und Chaos gewohnt“, konnte
Alexa von Heuduck damals besorgte Gemüter am See beruhigen. Sorgen
machte sie sich schon eher um die Gesundheit des Weibchens. Denn das
brütete bereits und hatte noch nicht alle Eier gelegt. Also rupfte die
Schwanenpatin, immer wenn die Mutter ihr Nest zur Nahrungsaufnahme
verließ, frisches Gras und fütterte das Tier. Einen „Streichler“ inklusive.

Kein Brot, nur frisches Gras! Was hat die Neureuterin schon an die Leute
hingeredet. Immer freundlich und nett. „Ich will ja niemand mit dem
Zeigefinger belehren“, sagt sie. Aber: Wann immer sie zu „ihren“ Schwänen
kommt, sind die „Brot-Fütterer“ am Werk oder bereits da gewesen. „Das tut
den Tieren und dem Wasser nicht gut“, erklärt sie den Leuten geduldig und
schwört sie auf Gras, nichts als frisches Gras ein. Manche fragen ihr dann
regelrecht Löcher in den Bauch. Warum drei der Jungschwäne dunkel und
zwei hell sind? Ein Hinweis auf ihr Geschlecht ist es jedenfalls nicht. „Das
können auch Experten zunächst nur an den Eigenschaften erkennen“,
erklärt Alexa von Heuduck.

Auf dem elterlichen Hof in Schleswig-Holstein begann sie sich für die Vögel
an und um den Teich zu interessieren. Nach Karlsruhe kam sie zwar, um eine
Ausbildung als Medizinisch-Technische-Assistentin (MTA) zu machen. Konrad
Lorenz und dessen Forschungen über Graugänse zogen sie dann aber nach
München. Aus der erwünschten Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftler
wurde nichts, weil der schon bald in seinen Ruhestand nach Wien
übersiedelte. Das Interesse an der Ornithologie jedoch blieb. 2001 schließlich
kam Alexa von Heuduck als MTA nach Karlsruhe zurück; ein Jahr später ließ
sich das inzwischen allseits bekannte Schwanenpaar am Heidesee nieder.

„Er ist sehr klug und erfahren“, sagt die Neureuterin von dem Schwanenpapa.
Und stark dazu. Alle Eigenschaften zusammen dürften auch der Grund dafür
sein, warum er und seine Dame bis heute den Heidesee gegen unliebsame
Konkurrenz verteidigt haben. Auch die hat Alexa von Heuduck schon
einfliegen sehen. „Oh ja, es gab erbitterte Kämpfe“, sagt sie. Doch die
Eindringlinge unterlagen stets und mussten sich trollen. „Sie“ ist etwas
jünger, hinkt mit dem rechten Bein und war anfangs recht scheu. „Inzwischen
jedoch hat sie sich auch an das Treiben am See gewöhnt“, urteilt die MTA.

Was ihr schon bald „sehr leid“ tun, aber unabänderlich kommen wird: Die
Vertreibung der fünf Jungen aus dem Paradies. Spätestens im Februar
nächsten Jahres müssen sie ihrer eigenen Wege gehen. Und das geht
meistens nicht ohne kräftige „Nachhilfe“ des Schwanenchefs ab. Doch daran
will Alexa von Heuduck noch nicht denken. Jetzt amüsiert sie sich viel lieber
über „die Kleinen“ beim täglichen Bad.

Michael Nückel


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