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Falkner
auf dem Flugplatz Karlsruhe
Die meisten Spaziergänger und Hundebesitzer
kennen uns, die Falknergruppe
auf dem Flugplatz. Gerne komme ich deshalb stellvertretend für
diese Gruppe
dem Wunsch nach, ein paar Zeilen über uns und unsere besondere
Art zu
jagen niederzuschreiben.
Weitgehend unbemerkt von der Bevölkerung, da ohne Kontakt,
konnten wir
schon vor 25 Jahren im damaligen US-Army Gelände unserer Leidenschaft
nachgehen. Damals waren noch Ausweiskontrolle und Sicherheitscheck
angesagt, aber das Klima war stets freundlich, man beobachtete unsere
Arbeit höchst interessiert.
Heute haben sich die Außenbedingungen radikal geändert:
Keine Kontrollen
mehr, keine Uhrzeit zum Auscheck, keine Militärpolizei. Dafür
Erholungs-
suchende mit Hunden, Kinder mit Fahrrädern, kurz, ein normales
städtisches
Umfeld! Geblieben sind die Kaninchen, auf die sich unser Interesse
bezieht:
Oft werden wir gefragt, warum wir Kaninchen bejagen. Nun, dass es
sehr
viele von ihnen gibt, dass sie in den umliegenden Gärten große
Schäden
anrichten, dass sie vor allem die schützenswerte Vegetation
der Trocken-
rasengesellschaft negativ beeinflussen, dass eine Überpopulation
zu
verheerenden Epidemien wie z. B. Myxematose oder Chinaseuche führt
und
dass sowohl im Flugplatz selbst wie auch in der nächsten Umgebung
keine
herkömmlich Bejagung mit der Waffe möglich ist, ist für
uns eine wichtige
Basis, die uns unsere Arbeit ermöglicht. Ein grundlegendes
Element für unser
Hobby ist aber auch die Begeisterung für Greifvögel, ihre
Art zu jagen und
das Zusammenspiel mit Hund, Frettchen und Falkner.
Zur Ausübung der Beizjagd muss man Inhaber eines Falknerjahresjagdscheines
sein, was das Bestehen der Jägerprüfung und der Falknerprüfung
voraussetzt.
Weitere gesetzliche Grundlage für unsere falknerische Tätigkeit
im Flugplatz
ist die namentliche Einbindung in einen Gestattungsvertrag mit dem
Land
Baden-Württemberg und die Ausnahmegenehmigung der Stadt Karlsruhe,
die
besonders aus Seuchenbekämpfungsgründen die Beizjagd auf
diesem Gelände
gestattet. Hier haben wir etliche Auflagen und Bedingungen zu beachten.
Das jagdliche Fliegen von Greifvögeln fordert sehr viel Zeit.
Der Vogel benötigt
fast täglich sein Flugtraining, je öfter er zum Jagen
kommt, um so größer seine
Flugkraft, Erfahrung und damit auch sein Erfolg. Denn lange nicht
jeder
Verfolgungsflug endet mit Beute: Die Kaninchen kennen ja diese Situation,
schließlich werden sie ja nicht nur von unseren Beizvögeln
angejagt, sondern
wilde Habichte, Füchse und Marder wollen auch fressen. Da gibt
es die tollsten
Tricks und sehr oft verschwinden besonders nervenstarke Exemplare
ungeschoren im nächsten Loch. Ehrensache für uns, dass
dieser Sieger im
Selektionskampf nicht mehr mit Frettchen und Vogel bedrängt
wird. So ist es
nicht verwunderlich, dass unsere Vögel sehr oft kranke, junge
oder verletzte
Kaninchen fangen. Diese natürliche Selektion ist ein besonderer
Vorzug der
Beizjagd.
Durch den täglichen Umgang mit Greifvögeln verbunden mit
großem
theoretischen Wissen sind Falkner fast automatisch auch Fachleute
für den
Greifvogelschutz: Hunderte von verletzten Greifvögeln werden
jährlich ge-
pflegt und wieder in die freie Natur zurückgegeben. Da unsere
Vögel fast
ausnahmslos aus falknerischen Zuchten stammen sind viele Falkner
auch hier
überragende Experten. Aus den Reihen des Deutschen Falkenordens
(DFO)
werden jährlich in staatlich genehmigten und z. T. geförderten
Projekten
selbstgezüchtete, junge Wanderfalken ausgewildert, um in verwaisten
Gebieten neue Populationen anzusiedeln. In vielen Bundesländern
gründet sich
der vorhandene Wanderfalkenbestand auf die fachkundige Auswilderung
des
DFO. Unsere Organisation ist daher ein anerkannter Naturschutzverband!
Falknerei bedeutet aber auch eine jahrtausende alte Tradition zu
pflegen, um
die gewachsenen einmaligen Kenntnisse über diese Gemeinschaft
mit einem
Wildtier zu bewahren. Die Wiege der Falknerei liegt wohl rund 3000
Jahre
zurück in den Steppengebieten Ostasiens. Die Jäger der
damaligen Zeit kamen
einfach nicht in der übersichtlichen Steppe nahe genug an ihre
Beute heran,
um sie mit Schleuder oder Bogen zu erlegen. Als Distanzüberbrücker
entwickelte sich wohl das Jagen mit Adler, Falke und Habicht.
Unsere Vögel bleiben stets Wildtiere, sie jagen aus natürlichem
Instinkt. Die
Abrichtung zielt darauf, dass der sonst scheue Vogel den Mensch
samt Umfeld
als etwas Positives erfährt. Dies geht zu Anfang über
Futtergabe und später
über die gemeinsamen Jagderfolge. Die eigentliche Kunst besteht
darin, den
Vogel richtig einzustellen: Einerseits benötigt er große
Flugkraft und
Gewandtheit andererseits aber auch exakt die richtige Menge Hunger,
um sich
auf das Beutefangen zu konzentrieren. Dies ist abhängig von
Jahres- und
Tageszeit, klimatischen Bedingungen, Alter des Vogels und Umfeldfaktoren.
Hat er z. B. zu wenig Beutemotivation und scheint die Sonne, denkt
er
vermutlich mehr an ein Sonnenbad auf einem hohen Baumgipfel. Hat
er aber
zuviel Hunger, befindet sich der Vogel nicht mehr im optimalen Kraftzustand
und erreicht seine schnelle und optimal trainierte Beute nicht.
Im Jagdgespann fällt dem Hund die Aufgabe zu, das Kaninchen
zu finden.
Entweder stöbert er es direkt z.B. aus Brombeersträuchern
heraus, oder er
zeigt durch sein Verhalten besetzte Bauten. Hier kommt dann das
Frettchen
ins Spiel, um das Kaninchen aus dem Bau zu jagen. Ist das Kaninchen
sicht-
bar, wird es vom Vogel angejagt und gefangen (oder auch nicht!).
Hat er
gebunden eilt der Falkner so schnell wie möglich hinzu und
kürzt die Leiden
des Beutetieres ab, indem er es tierschutzgerecht tötet. Nach
Abklingen der
Beuteerregung wird der gefiederte Jagdkumpan mit einem Futterbrocken
belohnt und wieder auf die Faust genommen. Das letzte Stück
des Tages
gehört ihm, die anderen erbeuteten Kaninchen wandern (wenn
sie gesund
sind) in die Küche. Deutlich kranke oder die durch Seuchen
dahingerafften
Kaninchen werden von uns eingesammelt und ordnungsgemäß
entsorgt.
Zum Schluss will ich mich ausdrücklich bei den vielen verständnisvollen
Flugplatzbesuchern, besonders auch bei den Hundebesitzern für
ihre oft
erwiesene Rücksichtnahme bedanken. Oft geben wir Handzeichen,
um auf uns
aufmerksam zu machen. Nach erfolgter Reaktion der Besucher, ist
es uns dann
nicht möglich ein Danke zuzurufen, weil eben am Bau Ruhe zu
herrschen hat.
Unangeleinte Hunde, die uns und unsere tierischen Gehilfen bedrängen,
stellen
für Frettchen und Vogel eine tödliche Gefahr dar. Leider
kommt es auch immer
wieder zu haarsträubenden Situationen. Dies ist der Grund warum
wir bei
Annährung in eine offensichtliche Wartestellung verfallen,
um solch
dramatische Zwischenfälle zu vermeiden. Sie helfen uns sehr,
wenn Sie zu uns
Abstand halten, und Sie ihren Hund bei Annährung an die Leine
nehmen.
Selbst ein nur spielerischer Biss oder ein Überrennen des am
Boden sitzenden
Vogels ist für uns furchtbar: Im günstigsten Fall ist
das mühsam aufgebaute
Vertrauensverhältnis zwischen den tierischen Kumpanen gestört,
schlimmer ist
ein verletzter oder gar toter Vogel. Auch sind unsere gefiederten
Jagdhelfer
keine Show-Vögel, die großen Zuschauerrummel ertragen.
Wenn es Ihnen zu
bunt wird, dann verschwinden sie, bis die für sie bedrohliche
Störung
vorbeigezogen ist.
Bis zu einem Wiedersehen auf oder um den Flugplatz Karlsruhe verbleibe
ich
Ihr Andreas Kolb
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