Bügerverein

 

Neureut-Heide e.V.


Umwelt
und
Natur
Grautiere als Landschaftspfleger

Esel beweiden seit einem Jahr den Alten Flugplatz
„Die Vegetation reagiert langsam“


BNN (April 2005) – Eigentlich ist Bella ja die Chefin der kleinen Eselherde.
Seitdem die vierköpfige Truppe Zuwachs bekommen hat, scheint es Wallach
Max aber als seine Pflicht zu sehen, seine drei Damen – neben Bella sind das
Jule und Powwow – zu beschützen. Und so stehen die neuen Esel Ferdinand
und Fridolin ein bisschen abseits auf dem nördlichen Teil des Alten
Flugplatzes. „Die können sich noch nicht so gut leiden“, erklärt Carsten
Weber mit einem Lachen. Der Artenschutzbeauftragte des Nabu
(Naturschutzbund) Karlsruhe ist der Besitzer der Tiere. Und als solcher
kümmert er sich um das Eselprojekt am Alten Flugplatz. Die Federführung
liegt bei der ehemaligen Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege,
die mittlerweile zum Regierungspräsidium gehört. Seit einem Jahr stehen die
Vierbeiner nun schon auf dem Gelände in der Nordstadt. Dort „arbeiten“ sie
als Landschaftspfleger.

Die erste Bilanz nach zwölf Monaten fällt positiv aus: „Die Vegetation reagiert
langsam“, berichtet Carsten Weber und setzt im nächsten Atemzug hinzu,
dass die Esel aber keineswegs einem natürlichen Rasenmäher gleichkämen:
„Sie fressen selektiv.“ Das bedeutet, dass sie die gefährdeten Arten nicht
anrühren, sich enorm ausbreitenden Gehölzen – wie etwa amerikanischen
Traubenkirschen – aber zu Leibe rücken. Die Esel seien als Landschaftspfleger
ideal, unterstreicht Carsten Weber: „Sie brauchen diese spezielle Vegetation.“

Darüber hinaus haben die Langohren einen weiteren Effekt: Als Sympathie-
träger sollen sie die Besucher des Alten Flugplatzes für die Besonderheit
dieses Gebietes sensibilisieren. „Viele Leute sahen lange nicht die
Notwendigkeit, nur auf den ausgewiesenen Wegen spazieren zu gehen“,
sagt Carsten Weber. Das sei besser geworden. Infotafeln an den
verschiedenen Eingängen des insgesamt 74 Hektar großen Gebiets klären die
Spaziergänger über die Besonderheit dieser Landschaft auf. „Auf den ersten
Blick wirkt die Fläche vielleicht öde“, räumt Carsten Weber ein. Dafür seien
hier viele Arten ansässig, die es in diesem Ausmaß nirgendwo sonst gebe.
„Diesen nacktstieligen Bauernsenf etwa“, sagt Carsten Weber, geht in die
Hocke und zeigt auf ein paar winzige weiße Blümchen.

Als echtes Highlight bezeichnet Carsten Weber, dass sich im vergangenen
Jahr auf dem Areal nach langer Zeit erstmals wieder der Wiedehopf und der
Steinschmätzer gezeigt haben. Daran seien die Esel auch nicht unbeteiligt:
Durch deren Kot werden Maden und Würmer angezogen – eine zusätzliche
Futterquelle für die Vögel. Die schätzen außerdem die Ruhe auf dem
nördlichen Teil des Alten Flugplatzes, da hier überhaupt keine Wege für
Fußgänger ausgewiesen sind.

Dass viele Besucher beim Schutz des Areals mithelfen, hat Carsten Weber
beobachtet: „Die passen gut auf.“ Beobachten sie beispielsweise jemanden
beim Füttern der Esel, weisen sie darauf hin, dass das nicht erlaubt ist. Und
auch der Vandalismus ist weniger geworden: „Wir sind – auch mit Hilfe der
Polizei und Feldhütern – ständig präsent“, sagt Weber. Er selbst kommt
mindestens zwei Mal am Tag, um nach seinen Tieren zu sehen. Die begrüßen
ihn dann – kaum haben sie das Quietschen des Tores vernommen – mit
einem lauten „Eselsruf“. Dann gibt es Streicheleinheiten – gerecht verteilt:
für Max und die Damen, aber auch für Ferdinand und Fridolin.

Sowohl die Stadt als auch das Land halten nach wie vor an dem Plan fest,
den Alten Flugplatz teilweise zu bebauen. Teile des Areals sind als FFH-
Gebiete (Flora, Fauna, Habitat) nach Brüssel gemeldet. Umweltschützer
hoffen, das komplette Gebiet erhalten zu können.

Tina Mayer


zurück zur Seite Umwelt und Natur