Liebe
Heidefrauen, liebe Leserinnen und
Leser,
zu unseren
Kaffeenachmittagen und allen
Veranstaltungen sind Sie immer
herzlich eingeladen.
Wir
treffen uns am
1.
Mittwoch im Monat um 15 Uhr
in der
Pizzeria San Felice.
Enzo
Gallicchio
Am
Wald 3
76149 Karlsruhe
Tel.:07
21 - 7 38 03
Das neue Jahr
bringt uns dann am 5. Januar wieder
zusammen. Mit gutem Mut und
Zuversicht wollen wir dem
unbekannten Jahr entgegensehen.
Dabei wird uns Herr Anton Poslowski
mit Unterhaltungsmusik sicher
fröhlich einstimmen.
Am
2. Februar
zeigt uns Herr Peter Worch in einem
neuen Film wie „Landwirtschaft am
Rande der Großstadt" existiert und
funktioniert.„Die geheimen Tränen
der Liselotte von der Pfalz". Im
März schildert uns Frau Adelheid
Pfefferle wie die Pfälzerin am
Versailler Hof leidet und dies in
unzähligen Briefen mitteilt.
Bilder der letztjährigen
Adventsfeier
Am Zeitrad
drehen wir am 1. Juni
und blicken 250 Jahre zurück. Uns
besucht der Markgraf Karl Wilhelm,
erzählt vom Karlsruher Hofleben und
sicher auch von seiner Leidenschaft
für die Tulpen und anderen Blumen,
vielleicht auch für seine
Hofsängerinnen (die Hofsängerin
Helene hat schon bei uns darüber
geplaudert).
Wer
war Aloys Henhöfer? – Diesen Pfarrer
aus dem 19. Jh. stellt uns am
4. Mai
Herr Klaus Baschang, OKR i.R., vor.A.
Henhöfer war evang. Pfarrer in
Graben. Er sprach Gemüt und Herzen
der Menschen weit über Graben hinaus
an, verbunden mit praktischer
Nächstenliebe, was zu Einrichtungen
der Inneren Mission, wie z.B. der
Hardtstiftung, führte.
Wenn
einige Termine noch nicht mit einem
Thema besetzt sind, macht mich dies
nicht unruhig. „Was nicht ist, kann
noch werden" und einen programmlosen
Nachmittag nutzen wir zum
Unterhalten und Anteilnehmen an den
Ereignissen des Umfeldes und der
Zeit. Manchmal auch zu einem äußerst
heiteren Ratefix. Frau Lämmlin ist
eine vom Amtsgericht eingesetzte
Betreuerin und ist auch in unserer
Region tätig, wenn Menschen durch
besondere Umstände Unterstützung
brauchen. Ihren Vortrag am 6. April
stellt sie unter das Thema:
„Erfahrungsbericht einer rechtlichen
Betreuerin".
Ihre Dorothea
Dinter
Den
Heidefrauen zur Erinnerung und
Freude, aber allen interessierten
Lesern soll dieser Rückblick
Kenntnis geben, wie unsere
Kaffeenachmittage gestaltet werden.
Ein wichtiger und wesentlicher Kern
ist jedoch immer das Zusammensein,
das Kennenlernen, das Anteilnehmen,
das Aufeinander achten.
Manchmal ergibt es sich, dass von
einer Arbeit für die Schule auch die
Heidefrauen profitieren.
So
geschehen am 7. Juli, als Alienor
Ringwald ihr Referat über Johann
Sebastian Bach uns vorgetragen und
uns sein Leben, mit kurzen
Einspielungen seiner Kompositionen,
geschildert hat. J. S. Bach ist am
21.3.1685 in Eisenach geboren, mit
vielen Geschwistern in einer
musikalischen und musizierenden
Familie aufgewachsen. Er verlor
schon mit 9 Jahren seine Mutter und
bald danach auch seinen Vater. Der
älteste Bruder, der schon als
Organist eine Anstellung hatte, nahm
sich der jüngeren Brüder an. Er gibt
Johann Sebastian, dessen schöne
Stimme und Musikalität auf-fällig
war, Musikunterricht, weist ihn in
den Aufbau und die Funktionsweise
der Orgel ein, die später sein
Lieblingsinstrument wird. Auch im
Gymnasium bringt Johann Sebastian
gute Leistungen.
Mit 15 Jahren
wird er an das Michaeliskloster nach
Lüneburg empfohlen. Er bekommt ein
Stipendium, singt im Schulchor und
kann in der Musikbibliothek die
großen Meister studieren.
Ab
1703 erhielt er erste Anstellungen
als Hofkompositeur, Organist,
Konzertmeister und Musiklehrer. 1707
heiratet er erstmals, 1721 in
zweiter glücklicher Ehe Anna
Magdalena und hatte insgesamt 18
Kinder, von denen sicher schon
einige im Kindesalter gestorben
sind.
J. S. Bach
wird 1723 Thomaskantor und
Musikdirektor in Leipzig. Diese
Stellung behält er bis an sein
Lebensende. In dieser Zeit
komponiert er die Johannes- und
Matthäuspassion, das Weihnachts- und
Osteroratorium, zahlreiche Messen,
Choräle, Kantaten und Konzerte.
In
seinen letzten Lebensjahren wird
sein Augenlicht immer schwächer und
führt 1749 zur fast völligen
Erblindung. Er stirbt am 28.7.1750
infolge eines Schlaganfalls. Nach
Bachs Tod gerät sein Werk fast in
Vergessenheit und erst nach vielen
Jahrzehnten erlangt seine wunderbare
Musik die gebührende Anerkennung.
Unser
kleiner Ausflug am 29.7. führte uns
zunächst durchs Murgtal nach Schloß
Eberstein, auf einem Felsvorsprung
hoch über Gernsbach gelegen, mit
herrlichem Blick ins Murgtal
(jedenfalls wenn heftige
Regenschauer das Blicken erlauben!).
Die Burg wurde im 13. Jh. von den
Grafen Eberstein erbaut und ging
nach deren Aussterben an die
Markgrafen von Baden, die sie aber
erst 1803/04 zum Schloß und Weingut
um- und ausbauten. Im Jahr 2000
erwarb Gerd Overlack das Schloß,
ließ es sanieren und richtete die
Gastronomie und das Hotel ein. Wir
genossen den Kaffee und eilten dann
in das Münster Schwarzach. Ein
fränkischer Graf gründete um 828 das
Benediktinerkloster. Straßburg lag
in der Nähe und war zu jener Zeit
Zentrum des Landes. Das Kloster lag
günstig an einem Rheinübergang und
an einer alten Römerstraße. Klöster
dienten damals als Stützpunkte der
Herrschenden und zur Erschließung
des Landes. So erlebte Schwarzach in
den folgenden Jahrhunderten immer
wieder Blütezeiten und Zeiten des
Niedergangs, bis es durch die
Säkularisation aufgehoben wurde. Die
Abteikirche dient heute als
Pfarrkirche und für schöne Konzerte.
Sie wurde in den vergangenen
Jahrhunderten wegen fehlender
Geldmittel kaum verändert, so dass
sie heute noch im schönsten
romanischen Baustil da steht. Dazu
hatten wir einen ganz kompetenten
Kirchenführer.
Zum
Abschluss des Ausflugs fanden wir
uns zum leckeren Abendessen im
Zollhaus ein, mit Ausblick auf den
Rhein im Abendlicht – vor dem
nächsten Regenguss.
Im
August besuchten wir auf der
Freilichtbühne Ötigheim die
romantische Tragödie „Jungfrau von
Orléans" von Friedrich Schiller. Die
riesige, vielgestaltige Bühne, das
viele Volk mit Kind und Kegel, den
Chören, den Tanzgruppen, den Tieren
und der Reiterei schaffen eine
einmalige Atmosphäre und machen
jedes Schauspiel zu einem besonderen
Erlebnis. Aber auch das Schicksal
der Jungfrau von Orléans und die
Verse Schillers haben uns sehr
beeindruckt.
Am 1.
September zeigte uns Herr Johann
Seibert zuerst einen kurzen Film zur
Geschichte Neureuts und einen
weiteren Film über den Festumzug zum
300jährigen Jubiläum der
Waldensergemeinde Neureut-Süd vor 11
Jahren. Da viele von uns den
Festumzug miterlebten, viele der
Mitwirkenden erkannt wurden, gab es
ein reges Kommentieren, Erinnern und
Erklären, so dass der Filmnachmittag
ein großes Vergnügen war.
„Ne freudig
Stündli, isch’s nit e Fündli? …"
Für
alle Freunde der Alemannischen
Mundartgedichte, der tiefsinnigen,
oft schelmischen
Kalendergeschichten, für alle
badischen, evang. Christen brachte
das Jahr 2010 ein besonderes
Jubiläum. Es wurde des 250.
Geburtstages Johann Peter Hebels
gedacht.
Am 6. Oktober kam Jutta Berendes zu den Heidefrauen, um uns
das Leben und Werk des Theologen,
Philosophen und Pädagogen
vorzustellen.
1760 ist Johann Peter
Hebel als Sohn eines Bediensteten
und einer Magd in Basel geboren.
Seine ersten Jahre verbrachte er im
Sommer in Basel und im Winter in
Hausen im Wiesental, hier war auch
während seines ganzen Lebens seine
seelische Heimat.
In seinem 2.
Lebensjahr verstarben sein Vater und
seine kleine Schwester. Nach der
Volksschule besuchte er die
Lateinschule in Schopfheim und das
Gymnasium in Basel. Mit 13 Jahren
verlor er seine heißgeliebte Mutter
und wurde danach bei einem
Geistlichen in Schopfheim
untergebracht. Ab 1774 besuchte J.
P. Hebel das Gymnasium illustre in
Karlsruhe zur Vorbereitung auf das
Theologiestudium. Nach dem
Abschlussexamen war er als
Hauslehrer, Lehrer in Lörrach und ab
1791 in Karlsruhe angestellt, hier
auch mit der Verpflichtung zum
Prediger und Hofdiakonus. Seine
ersten alemannischen Gedichte
entstehen. Gerne sitzt er bei einem
Schoppen Wein mit dem einfachen
Volk, Durchreisenden und kleinen
Gaunern zusammen im Wirtshaus.
Er
übernimmt die Redaktion des
Badischen Landkalenders, bald ändert
er den Titel in „Rheinländischer
Hausfreund" und verhilft ihm mit
seinen Kalendergeschichten voller
Lebensklugheit und
Menschenfreundlichkeit zu großem
Erfolg. Inzwischen wird er auch
Direktor des Gymnasiums
illustre, bis ihn Großherzog Ludwig
1819 zum Prälaten der evangelischen
Landeskirche beruft. Nun obliegt ihm
die Anstellung der badischen Pfarrer
und die Visitation der
Kirchengemeinden. Gleich-zeitig wird
er in die kirchliche Generalsynode
berufen und wird Mitglied der 1.
Kammer des Landtags. Wesentlichen
Anteil hat J. P. Hebel an der Union
der Lutheraner und Reformierten zur evang.-protestantischen Landeskirche
Badens 1821. Neben allen Aufgaben
beschäftigt er sich mit Botanik,
schreibt Geschichten, die alle
Schichten der Bevölkerung erreichen
und zum Nachdenken und zur
Selbsterkenntnis anregen. 1824
erscheinen die „Biblischen
Geschichten". Aber sein sehnlichster
Wunsch, Gemeindepfarrer zu werden,
erfüllt sich nicht. 1826, mit 66
Jahren, stirbt J. P. Hebel auf einer
Dienstreise in Schwetzingen.
Inzwischen
haben wir den 3. November und
wiederum trägt uns eine Schülerin,
diesmal Aleida Ringwald, ihre
Schularbeit, ein Referat über Hilde
Domin, vor. H. Domin ist eine
Schriftstellerin unserer Zeit. Ihre
Erlebnisse von Flucht und Exil
prägen besonders ihre Gedichte und
begeistern Menschen jeden Alters.
Hilde Domin, geb. Löwenstein, ist
1909 als Tochter eines jüdischen
Rechtsanwalts in Köln geboren. Ihre
Eltern lassen ihr viel Freiheit und
unterstützen ihren aufmerksamen
Geist. Mit 20 Jahren beginnen ihre
Studienjahre in Heidelberg, Köln,
Bonn und Berlin. Als sich die
Ideologie der Nazis ausbreitet,
flieht sie mit ihrem Partner Erwin
Walter Palm nach Italien. Beide
setzen dort ihr Studium fort. Hilde promo-viert 1935 in Florenz, auf
eine wissenschaftliche Laufbahn
verzichtet sie, um Palm sein
weiteres Studium zu ermöglichen. Sie
heiratet Palm und sichert mit
Deutschunterricht und Übersetzungen
den Lebensunterhalt. Sein
schwieriger Charakter belastet die
Beziehung schwer.
1939
müssen sie auch aus Italien fliehen
und können über England in die
Dominikanische Republik emigrieren.
Nach dem Krieg erhält Hilde eine
Dozentur für Deutsch an der dortigen
Universität. Beide lernen in ihren
Gastländern schnell die
Landessprache. Aber für Hilde
bedeutet die deutsche Sprache immer
auch Heimat.
1951 hat sie ihr erstes
Gedicht geschrieben, sie bezeichnet
es als „zweite Geburt". 1954 reist
sie mit ihrem Mann erstmals in die
Bundesrepublik. Sie wählt nun den
Namen Hilde Domin als Erinnerung an
ihre zwischen-zeitliche Heimat.
Bevor sie 1961 ganz nach Deutschland
übersiedeln, leben und arbeiten sie
noch einige Jahre in Madrid. In
Heidelberg erhält Palm einen
Lehrstuhl für iberische Kunst. Hilde
Domin widmet sich ganz ihrer
Schriftstellerei und hat mit ihren
Gedichten großen Erfolg. Sie bewahrt
sich ihr Interesse für Politik und
ruft zur Zivilcourage und den Kampf
gegen Intoleranz auf. Sie wird mit
vielen Preisen und dem großen
Verdienstkreuz geehrt. Am 22.2.2006
stirbt Hilde Domin in Heidelberg
nach einem Sturz.