
Der Heidesee und seine
Umgebung liegen im
nördlichen
Oberrhein-Tiefland
auf der pleistozänen*
Niederterasse des Rheins mit
seinen kalkhaltigen
fluviatilen* Sanden und
Kiesen. Dieser Untergrund
ist teilweise überdeckt mit
Löss*, der während der
letzten Eiszeit dort
abgelagert wurde. Durch
jahrtausendelange
Niederschläge wurden die
Böden oberflächlich 1-3 m
tief entkalkt, deshalb
finden sich heute in der
Umgebung von Neureut auf dem
Hochgestade nur mehr oder
weniger saure Sandböden.
Charakteristisch für den
Bereich Neureut-Heide sind
die wenigen Meter hohen
Sanddünen, die durch
Ausblasung und Umlagerung
des feinen losen Rheinsandes
entstanden und der 9 m tiefe
Heidesee. Der See entstand
in einer kleinen, tieferen
Grube, die aus dem früheren
Kiesabbau entstanden ist.
Neureut-Heide hat somit eine
besondere und selten
vorkommende Umgebung, für
deren Schutz und Erhalt wir
als Anwohner und Nutzer die
Verantwortung tragen.
Fluviatil =
Flussablagerungen
(zerkleinertes Gestein)
Pleistozän = Zeitabschnitt
in der Erdgeschichte. Begann
vor ca. 2,6 Millionen und
endete vor ca. 10.000
Jahren. Dieser Zeitabschnitt
ist für seine starken
Temperaturschwankungen
bekannt.
Löss = Ein
hellgeblich-graues,
staubähnliches Sediment mit
einer Korngröße von 0,01 –
0,05 mm. Besteht vorwiegend
aus Schluff.
Das Biotop rund um den
Heidesee
Für die Umgebung des
Heidesees sind schmale
Bestände aus Schilf,
Sandmagerrasen, Feldhecken
und Brombeergebüsche
charakteristisch. Diese
Biotoptypen sind besonders
schützenswert und deshalb
vor Zerstörung oder
erheblichen
Beeinträchtigungen geschützt
(§30 BNatSchG, §33 NatSchG).
Den flächenmäßig größten
Anteil nehmen die nährstoff-
und kalkarmen Sandmagerrasen
ein. Sie gehören in
Baden-Württemberg zu den
seltenen Biotoptypen und
sind erkennbar durch offene,
karge Trockenflächen. Die
vorkommenden Pflanzen sind
darauf spezialisiert mit
wenigen Nährstoffen
auszukommen. Dazu zählen die
seltenen Pflanzen wie Frühe
Haferschmiele (Aira
praecox),
Nelken-Haferschmiele (Aira
caryophyllea),
Trespen-Federschwingel
(Vulpia bromoides),
Bauernsenf (Teesdalia
nudicaulis), Kleines
Filzkraut (Filago minima)
und Kahles Filzkraut
(Hypochaeris glabra). Durch
eine Erhöhung des
Nährstoffgehaltes (wie z.B.
durch Fäkalien von Hunden)
können diese Pflanzen für
immer verschwinden.
Stattdessen würden dann
nährstoffliebende Pflanzen
wie z.B. die Brennnessel
(Urtica dioica) die heutige
Flora verdrängen.
Die Biotope dienen vielen
Spinnentieren,
Schmetterlingen und
Wildbienen (z. B.
Steppenbienen),
Heideschnecken und
Sandlaufkäfern als
Futterquelle und Lebensraum.
Auch zahlreiche teilweise
vom Aussterben bedrohte
Vogelarten wie Braunkehlchen
(Saxicola rubetra) und
Nachtigall (Luscinia
megarhynchos) nutzen die
Umgebung des Heidesees als
Brut-, Rast-, oder
Futterplatz. Auch der
Neuntöter (Lanius collurio)
wurde als Durchzügler
gesehen, eine Brut blieb
wahrscheinlich aufgrund zu
weniger Dorngebüsche bisher
aus.
Zum Schutz der Landschaft
zählt auch die Verhinderung
von Müllablagerungen. Sie
verschmutzen die Landschaft,
können schädlich für die
Tier- und Pflanzenwelt und
vorhandener Müll hat schon
Ratten angelockt, die
inzwischen schon mehrfach im
Salbeiweg gesehen wurden.
Außerdem ist es kein schöner
Anblick.
Der Heidesee
In
einer ehemaligen Kiesgrube
befindet sich der Heidesee
(nicht verwechseln mit dem
Heidesee bei Forst!). Der
Uferbereich besteht aus
einem kleinen Wäldchen,
Schilfbüschen und einem
steil abfallenden sandigen
Hang. Diese Uferbereiche
sind wichtige Lebensräume
für Tiere und Pflanzen.
Vögel und Kleinsäuger
benötigen diese
Rückzugsbereiche. Aus diesem
Grund dürfen die Wege nicht
verlassen werden (gilt auch
für Hunde). Auf dem See
leben unter anderem Schwäne
(Cygnus) und (Wild-) Enten
(Anatidae).
Der See und seine Umgebung
sind ein beliebtes
Naherholungsgebiet für
Anwohner und Nutzer anderer
Stadtteile. Aber dies
bedeutet nicht, dass alles
erlaubt ist!
Es handelt sich um ein
öffentliches und städtisches
Gewässer. Das Baden ist in
Baggerseen und in
öffentlichen Gewässern
Karlsruhes, von wenigen
Ausnahmen abgesehen,
grundsätzlich verboten.
Auch wenn der Heidesee von
allen Seiten öffentlich
zugänglich ist, ist der
städtische See nicht als
Badesee freigegeben. Das
Badeverbot dient nicht nur
dem Schutz der einzigartigen
Natur, sondern auch dem
Schutz der Menschen. Im See
besteht Lebensgefahr durch
sehr kalte Strömungen, die
einen Kälteschock auslösen
können. Außerdem besteht
eine Gesundheitsgefahr durch
dort in der Vergangenheit
entsorgten Bauschutt
unbekannter Art (z.B. vom
Bau der amerikanischen
Siedlung). Die
Wasserqualität wird im
Heidesee nicht wie in
Badeseen überprüft, so dass
gesundheitliche Risiken
nicht ausgeschlossen werden
können. Es könnten
Erkrankungen (durch das
Baden oder Trinken des
Wassers) auftreten. Bitte
halten Sie sich schon
deshalb unbedingt an das
Badeverbot!
Wegen den trockenen Flächen
um den See besteht im Sommer
eine große Brandgefahr. Aus
diesem Grund ist es verboten
(Lager-) Feuer am See oder
in der Umgebung zu machen.
Auch Partylärm und laute
Musik ist nicht gestattet,
da Tiere und Anwohner
gestört werden.
Darauf sollten Sie achten
- |
Bleiben
Sie bitte beim
Rundgang um den See
auf den Wegen (auch
Hunde) |
- |
Hundebesitzer bitte
immer Hundekotbeutel
nutzen und
ordnungsgemäß
entsorgen (Nicht in
die Landschaft oder
1 Meter neben den
Mülleimer
schmeißen!). |
- |
Entsorgen Sie bitte
auch Ihren Abfall
nur in die
vorgesehenen
Mülleimer. Noch
besser wäre es den
Abfall wieder mit
nach Hause zu nehmen
und dort zu
entsorgen. |
- |
Machen Sie bitte
kein Feuer |
- |
Bitte keine größeren
Partys feiern |
- |
Vermeiden
Sie laute Musik |
- |
Unterlassen
Sie bitte
Sachbeschädigungen
wie das Besprühen
von Schildern |
Einsatz des Bürgervereins
Neureut-Heide
„Meine Grüne Stadt
Karlsruhe“ ist eines der
Korridorthemen für die
Entwicklung der Stadt
Karlsruhe. Eines der
wesentlichen Ziele ist es,
die Handlungsfelder der
Grünen Stadt – Klima,
Gesundheit und Natur - in
der Bevölkerung nachhaltig
zu verankern und gemeinsam
mit ihr deren weitere
Entwicklung zu gestalten.
Die Grüne Stadt Karlsruhe
geht dabei weit über das
Thema Grünflächen und damit
verbundene Gestaltungs- und
Aufenthaltsqualitäten
hinaus. Sie umfasst auch den
nachhaltigen Umgang mit
Boden und Freiflächen als
endliche Ressourcen, den
Klimaschutz und die
Klimaanpassung, die Natur in
der Stadt, die vielfältigen
Lebensräume,
Vernetzungselemente,
Biodiversität sowie gesunde
Lebensverhältnisse und
Lebensweisen.
Ein zentrales Element des
Konzeptes für „Meine grüne
Stadt Karlsruhe“ ist die
aktive Beteiligung der
Bevölkerung. Der
Bürgerverein Neureut-Heide
hat den Heidesee als ein so
genanntes “Anpacker-
Projekt“ - darunter versteht
man Projekte von Bürgerinnen
und Bürgern kreiert,
konzipiert und im
Wesentlichen auch von ihnen
umgesetzt -
bei der ersten
Ideenwerkstatt im November
2016 ins Spiel gebracht.
Bei einem ersten Ideen
Workshop im
Brunhilde-Baur-Haus im
Sommer 2017 wurden
zahlreiche Ideen gesammelt,
anschließend geordnet und
auf ihre Machbarkeit
überprüft.
Seitdem gibt es zum Schutz
der Einzigartigkeit der
Landschaft vor unserer
Haustür immer wieder
Aktivitäten des
Bürgervereins. Führungen wie
eine Vogelstimmenwanderung
im Frühling 2018, ein
nächtliches Event wie den
„Lichtfang“, bei dem eine
große Zahl verschiedener
Nachtfalter bestimmt werden
konnte und informative
Wanderungen im Gebiet des
Heidesees. Dazu kommen
Rodungsaktionen mit
Unterstützung von
Schülerinnen und Schülern
des Schulzentrums Neureut
und Reinigungsaktionen
veranstaltet vom
Bürgerverein wie der
„Heideputz“ jeweils im
zeitigen Frühjahr. Eine
kleine Müllpatengruppe
sammelt in unregelmäßigen
Abständen den Müll ein und
der Bürgerverein setzt sich
bei der Ortsverwaltung für
mehr „krähensichere“
Müllbehälter ein.
Bei
den Projekttagen im Juli
2018 am Schulzentrum Neureut
wurden Informationsschilder
entwickelt, die am Heidesee
aufgestellt werden. Neben
den regelmäßigen Berichten
im „Heide Aktuell“ und im
„Heideheft“ und den
Veranstaltungen gibt es
jetzt auch einen offiziellen
Flyer. Er soll vor allem
dazu dienen, die Anwohner
und Nutzer zu unserer
Umgebung zu informieren, die
Probleme aufzeigen und den
Erhalt des Heidesees für die
Zukunft sichern.
Gegenüber der Verwaltung
setzt sich der Bürgerverein
für die Durchführung von
notwendigen Kontrollen und
falls notwendig auch
Maßnahmen durch
Ordnungskräfte ein. Gerade
in den Sommermonaten zeigt
sich deutlich, wie wenig
sich manche Gruppen an die
am See geltenden Regeln
halten.
Wenn wir den Heidesee und
seine Umgebung als ein
wertvolles Areal erhalten
wollen, brauchen wir im
Bürgerverein viele
Engagierte. Neben der
Unterstützung durch
öffentliche Stellen kann nur
durch Menschen, die sich
ehrenamtlich für dieses
Biotop einsetzen, der
Landschaftsschutz am
Heidesee und damit verbunden
die Lebens- und
Aufenthaltsqualität am
Heidesee erhalten bleiben.
Wir freuen uns über Jeden,
der zum Schutz des Heidesees
beitragen möchte. Bei
Interesse wenden Sie sich an
eines der
Vorstandsmitglieder.